Dienstag, Dezember 25, 2007

misa de medianoche en quito

es war bereits seit meinem letzten aufenthalt in quito mein wunsch, einmal eine weihnachtsmesse zu erleben. also fuhren wir am gestrigen, heiligen abend, um 23 uhr in die altstadt, um genau diesen wunsch zu realisieren. wir schauten kurz in die kirche am hauptplatz, bestaunten die restaurierten goldenen waende der "la compania" und gelangten schliesslich zur kirche san francisco an selbigem platz. bereits vor der kirche war es eine stimmung wie auf dem rummel, kleinkinder diversen alters versuchten uns wunderkerzen zu verkaufen, indigena-frauen standen mit ihrem koerben voll von mote und fritada, um den eventuell noch nicht vom weihnachtlichen festmahl gesaettigten kirchengaenger zu verkoestigen. ein betaeubender geruch entwich den riesigen, weit geoeffneten kirchentoren und wie gebannt lenkten mich meine schritte automatisch in das heilige haus. der boden der kirche besteht noch komplett aus holzdielen und obwohl das schiff mit elektrischem licht erleuchtet war, fuehlte ich mich um jahrhunderte zurueckversetzt. die baenke, gaenge und seitenschiffe waren vollgepfropft mit menschen - kleine, schwarzhaarige, dick in wolligen klamotten eingemummelten indigenas. familien mit ihren kleinkindern, grosseltern, onkeln und tanten sowie dem jesus-kind in seiner krippe, der aus dem eigenen wohnzimmer zur segnung in die kirche gebracht wurde und nun noch, vor der predigt, zugedeckt in seinem koerbchen ruhte. mit einemal stimmte leise musik an und aus dem anliegenden kloster kamen die moenche. es waren derer circa 10, in einem schwarzen unterrock und weisser kapuze. vorab der erste schwenkte weihrauch verstroemend sein metallenes gefaess, die anderen folgten, einer von ihnen ebenfalls einen kleinen jesus ueber dem kopf tragend, zwei weitere ein riesiges, golden bemaltes kreuz. die kleine prozession wiegte sich langsam richtung hauptaltar und diejenigen indigenas, die nah genug waren, fuehrten ehrfuechtig die hand ueber die puppe. als die gesamten priester hinter dem altar angekommen waren, erhob einer von ihnen das wort und las zuvoerderst die namen derer, die geld spendeten, um "ihren" jesus zu segnen. nach circa 30 minuten fing er dann mit der predigt an; oder zumindest eroeffnete er sie mit ein paar kurzen worten, bis die gesamte kirchengesellschaft in einen singsang verfiel und die worte "nino jesus, nino dorado" - "jesuskind, goldener knabe" im wechsel mit "amen" an mein ohr drangen. der geruch der verbrannten kraeuter brachte mich fast an den rand einer migraene und so verliessen wir die kirche, um noch ein wenig in der ansonst sehr ruhigen altstadt spazieren zu gehen. meine ehrfuerchtige gaensehaut, die ich waehrend dieser 30 minuten in der kirche spuehrte, wichen und ich fuehlte mich seltsam gluecklich, anteil nehmen zu duerfen - an einem abend, der fuer viele einer der wichtigsten in ihrem religioesen leben darstellt.